Behandlungsfelder

Frühe Sprachförderung bei zwei- bis dreijährigen Kindern

Für zwei- bis dreijährige Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung (sogenannte „Late-Talker“) arbeiten wir unter dem Einfluss des  „Heidelberger Elterntrainings“.
Hat ein Kind zum Zeitpunkt der U7, also mit 2 Jahren, einen aktiven Wortschatz von weniger als 50 Wörtern und das (fast) vollständige Ausbleiben von Zweiwortkombinationen, dann gehört es zu einer Risikogruppe für die Entwicklung einer Sprachentwicklungsstörung.

In der Therapie werden Eltern angeleitet, Kinder in Alltagssituationen und im gemeinsamen Spiel in ihrer Spiel- und Sprachentwicklung optimal zu begleiten und zu unterstützen. Durch die gezielte Anleitung der Eltern sollen die Kommunikations- und Sprechfreude des Kindes geweckt und die sprachlichen Fähigkeiten gezielt verbessert werden.

Sie werden in ihrer elterlichen Kompetenz gestärkt und erfahren etwas über Ursachen der verzögerten Sprachentwicklung, eine sprachfördernde Grundhaltung, die gemeinsame Gestaltung von Spiel- und Sprech- und Alltagssituationen und den Einsatz von Liedern, Melodien und Rhythmus im Alltag.

Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern

Die Sprech- und Sprachauffälligkeiten bei Kindern können verschiedene Ursachen haben und in verschiedenen Formen auftreten.
Es zeigen sich z.B.
• Störungen des Lauterwerbs
• Mundmotorische Störungen
• Störungen des Wortschatzes
• Störungen der Grammatik
• Wahrnehmungsstörungen
• Störungen der phonologischen Bewusstheit
• Audiogene und zentralauditiv bedingte Sprachentwicklungsstörungen

Wir betrachten die Sprachentwicklung im Rahmen der allgemeinen Entwicklung des Kindes. Die Ausprägungen sind sehr verschieden und reichen von einfachen Lautbildungsfehlern zu komplexen Sprachstörungen mit mehreren betroffenen Bereichen. Von einer Störung wird dann gesprochen, wenn der Rückstand zur durchschnittlichen Sprachentwicklung 6-12 Monate beträgt und/ oder die Kommunikation im Alltag sehr stark beeinträchtigt ist. In der Therapie arbeiten wir in allen genannten Bereichen und definieren individuell den jeweiligen Behandlungsschwerpunkt.

Lesen und Schreiben

Einige Kinder haben Schwierigkeiten, die Schriftsprache zu erlernen. Häufig entsteht dies auf der Grundlage einer Sprachentwicklungsstörung.

Manchmal sind in der spontanen Sprache wie auch in der Schriftsprache dieselben Veränderungen zu sehen. 

Beim Schreiben vertauschen sie Buchstaben, lassen sie aus oder ersetzen sie durch andere, um nur einige Symptome zu nennen. Beim Lesen können sie die Buchstaben nicht verbinden oder mit einem Laut oder einem Wort in Verbindung bringen. Manchmal sind sie verwirrt, weil ihre eigene Sprache keine ausreichende Grundlage für die zu schreibenden Worte darstellt.

Diese Schwierigkeiten haben verschiedene Ausprägungen. Deshalb ist es wichtig, durch geeignete Tests die Ursachen und Übungsfelder festzustellen, damit eine Therapie genau auf das Kind ausgerichtet werden kann und Erfolg versprechend ist.

Stimmstörungen

Als Stimmstörung bezeichnet man eine Beeinträchtigung der Stimmgebung und/ oder der Atemfunktionen. Eine Stimmstörung kann sich in einer anhaltenden Veränderung des Klangs oder der Höhe der Stimme, der stimmlichen Belastbarkeit und der Atmung ausdrücken. Die Ursachen können hierbei sehr verschieden sein. Stimmstörungen treten zum Beispiel durch organische Veränderung an den Stimmlippen und/oder Fehl- und Überbelastungen des Kehlkopfes auf. Auch einseitige Lähmungen einer Stimmlippe (z.B. durch eine Recurrensparese) führen zu Stimmstörungen.

Wir unterscheiden u.a.
• Funktionell bedingte Störung
• Organisch bedingt
• Psychogen bedingt
• Kindliche Stimmstörungen
• Rhinophonien

Neurologische Erkrankungen

Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen bei Erwachsenen treten meist bei neurologischen Erkrankungen (z.B. nach Schlaganfall, bei MS, bei Morbus Parkinson, ALS) auf. Diese können sein:

• Aphasie (z.B. Sprachverlust nach Schlaganfall)
• Dysarthrie (z.B. Störung der Artikulation und der Stimmgebung)
• Sprechapraxie (Probleme bei der zum Sprechen notwendigen Bewegungsplanung)
• Dysphagie (Schluckstörung)
• Fazialisparese (teilweise Gesichtslähmung)

Aphasie
Als Aphasie bezeichnet man eine zentrale Störung der Sprache in Folge einer Hirnschädigung z.B. durch einen Schlaganfall. Hierdurch kann es zu Störungen des Sprachverstehens, der Sprachproduktion, des Lesens und des Schreibens in unterschiedlicher Ausprägung kommen. So kann dann zum Beispiel die Bildung von Sätzen, das Finden von Wörtern und die richtige Wortwahl betroffen sein.

Dysarthrie / Dysarthrophonie
Es handelt sich hierbei um eine Störung der Atem-, Sprech- und Stimmfunktionen im Erwachsenenalter. Es können Störungen der Stimmgebung, der Aussprache, der Betonung (Prosodie) und der Atmung auftreten. Diese treten durch Lähmungen, Schwächungen, Verkrampfungen und/ oder Koordinationsstörung der am Sprechen beteiligten Muskeln auf. Oft liegt eine neurologische Erkrankung oder einer Schädigung des Nervensystems zugrunde.

Sprechapraxie
Bei einer Sprechapraxie liegt eine Störung der Steuerung der Sprechbewegung vor. Die Programmierung der einzelnen Sprechbewegungen ist beeinträchtigt. Der Betroffene weiß was er sagen möchte, ist aber nicht in der Lage die Ziellaute und Zielwörter auszusprechen. Es können Störungen der Aussprache, der Betonung, des Sprechtempos und des Redeflusses auftreten. Auch Suchbewegungen und hohe Sprechanstrengungen sind häufig zu beobachten. Die Ausprägung der Schwierigkeiten treten oft nicht kontinuierlich und nicht immer in gleicher Form auf.

Schluckstörungen (Dysphagie)
Als Schluckstörung bezeichnet man eine Beeinträchtigung des Nahrungstransportes im Mund und des eigentlichen Schluckens. Sie entsteht durch organische Veränderungen im Mund- und/ oder Rachenbereich oder durch neurologische Störungen. Es kommt hierdurch z.B. zu Bewegungsstörungen der schluckrelevanten Muskelgruppen, zu Störungen des Schluckreflexes oder zu Wahrnehmungsstörungen im Mundraum. Häufig kommt es zu einem deutlichen- zum Teil auch unbemerkten- „Verschlucken“ (Aspiration). Die Schluckstörung tritt häufig nicht isoliert, sondern in Kombination mit anderen neurologischen Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson oder ALS) auf.

Fazialisparese
Unter einer Fazialisparese versteht man eine Funktionsstörung des Nervus facialis mit Lähmung vor allem der mimischen Gesichtsmuskulatur sowie der anderen von diesem Nerv versorgten Muskeln und Drüsen. Meist tritt sie einseitig auf.
Eine leichte Fazialisparese macht sich nur durch sehr diskrete Symptome bemerkbar. Stärkere Paresen ziehen eine charakteristische Veränderung der Gesichtsmimik nach sich, die bei der häufigeren einseitigen Fazialislähmung zu einer Asymmetrie des Gesichts führen. Typisch sind auf der befallenen Seite der herabhängender Mundwinkel, ein abgeschwächtes oder aufgehobenes Stirnrunzeln und ein inkompletter oder aufgehobener Lidschluss. Da der Nervus facialis auch sensorische Fasern von der Zunge erhält, können auch Geschmacksstörungen vorliegen. Die Ursache kann angeboren sein oder z.B. in Infektionen, Entzündungen, Tumoren, Verletzungen / Traumen, neurologische Erkrankungen liegen.

Redeflussstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen

Stottern
Als Stottern bezeichnet man eine Störung des Redeflusses. Es kann sich in lockeren Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern, in Dehnungen von Lauten oder auch in Blockierungen mit starken Muskelverspannungen äußern. Auch Atmung, Stimme und Mimik können betroffen sein. Teilweise kommt es zusätzlich zu Mitbewegungen im Gesicht oder an anderer Stelle des Körpers. Einige Betroffene gehen Gesprächssituationen aus dem Weg oder versuchen vermeintlich schwierige Laute oder Worte zu vermeiden. Die Stottersymptome treten im Dialog plötzlich und in unterschiedlicher Ausprägung auf. Die Symptomatik ist häufig abhängig von der Situation und dem Befinden des Betroffenen.

Stottern ist sehr komplex, d.h. eine Vielzahl von Komponenten wie Gefühle, Gedanken, Körperlichkeit oder soziale Rolle haben Einfluss auf die Symptomatik. Zielsetzung der Therapie ist es, dem Stotternden sein Sprechen zu erleichtern und, wenn möglich, einen höheren Flüssigkeitsgrad zu erreichen. Dazu sind Grundlagen für eine entspanntere, gelassenere und spontane Kommunikation zu  schaffen.

Poltern
Poltern im Kindesalter zeigt sich wie auch bei Erwachsenen in schnellem und / oder unregelmäßig (irregulär) schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf. Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, phasenweise unverständlich. Im Kindesalter ist Poltern sehr oft mit Störungen der Sprachentwicklung kombiniert.

In der Therapie geht es zunächst darum, die sprachlichen Fertigkeiten insgesamt zu stärken. Deshalb wird oft zunächst an Sprachverständnis, Aussprache, Grammatik und Wortschatz sowie grundlegendem Kommunikationsverhalten gearbeitet, wie z.B. sich beim Sprechen abwechseln, oder Zuhören lernen. Die Arbeit in diesen Bereichen wird so gestaltet, dass sie indirekt zur Verbesserung des Polterns oder Stotterns beiträgt. 

Später kommen ggf. andere Inhalte dazu, wie Übungen zur Wahrnehmung der Symptome, zur sofortigen Korrektur veränderter Sprechabläufe, zum Umgang mit verschiedenen Sprechgeschwindigkeiten oder den verschiedenen Stottersymptomen und sprachliche Strukturierungsübungen. Die Therapieinhalte werden in das „echte Leben“ (In-vivo Training) übertragen, so dass die Therapieeffekte nachhaltig sind.

 

 

Myofunktionelle Störungen

Im Rahmen einer funktionellen Schluckstörung im Erwachsenenalter können mehrere Symptome auftreten: inkompletter Mundschluss/Mundatmung, auffällige Lippen-/Zungenstruktur, unphysiologische Zungenruhelage und Vorverlagerung der Zunge beim Schlucken bei insgesamt unausgeglichener Muskelbalance im Mund-, Gesichts- und Halsbereich. Es können sich Zähneknirschen, Zahnimpressionen, Entzündungen des Zahnfleischs/Zahnbetts, Kiefergelenkspathologien und ein Schmerzfunktionssyndrom zeigen. Begleitend können Artikulationsstörungen (häufig das /s/ und /sch/ betreffend) sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen auftreten.

In der Therapie sind folgende Übungenbestandteile enthalten:
Körperaufrichtungs-, Muskelfunktions- und Regulationsübungen, Abbau von Habits, Erarbeitung der physiologischen Zungenruhelage sowie des korrekten Schluckmusters/der korrekten Artikulation. Unterstützend können Entspannungstechniken für den Mund- und Gesichtsbereich eingesetzt werden.